Stabiler und günstiger bauen

Die Römer bauen auf Sand. Ohne ihre entscheidende Erfindung hätten ihre Bauten nicht zusammengehalten. Das Wundermittel: ein Verbundstoff aus Sand und Kies.

Rekonstruktionsversuch des Kastells Biricana in Weißenburg.

Sand und Kies

Die römischen Baumeister sind Meister ihres Faches. Sie entwickeln Techniken, die Jahrhunderte nach dem Untergang ihres Weltreichs wiederentdeckt werden. Voraussetzung für den Erfolg der römischen Baugeschichte sind die verschiedenen Bindemittel, mit denen Böden und Wände zusammengehalten werden. Wichtigster Bestandteil dieser Vorläufer des modernen Zements oder Estrichs: Sand und Kies. Auch in Bayern findet man den römischen Estrich (Opus signinum) und den römischen Zement (Opus caementitium): letzteren zum Beispiel im mittelfränkischen Kastell Biriciana in Weißenburg.

Mauerwerk mit Opus Caementitium.

Opus caementitium

Gussmauerwerk, auch Opus caementitium genannt, ist ein extrem harter Verbundstoff, dem heutigen Zement recht ähnlich. Er ermöglicht es den Römern, stabiler und günstiger zu bauen als in reiner Steinbauweise. Die Erfindung des Opus caementitium wird deshalb von Fachleuten als „Revolution der Bautechnik“ und als „Wendepunkt in der Geschichte der Architektur“ bezeichnet.

Rekonstruktion eines römischen Bodenbelags mit Opus Signinum im Europäischen Kulturpark Bliesbruck-Reinheim. .

Opus signinum

Opus signinum gilt als der römische Vorläufer des modernen Estrichs. Er wird ab dem 1. Jahrhundert vor Christus zum Verputzen von Wänden und Böden in römischen Bauwerken verwendet. Die Basis des Opus signinum bildet ein Gemisch aus feinem und groben Sand, Mörtel, Ziegelmehl und Kies. Die glatte und wasserdichte Oberfläche entsteht durch eine zusätzliche Schicht aus Leinöl, in Rotwein gelöschtem Kalk sowie Wachs und Teer.

Neue Wege im Straßenbau

Sie sind die Autobahnen der Antike und gelten als die Lebensadern des Römischen Reiches. Gut ausgebaute Verbindungsstraßen vernetzen Rom mit den entferntesten Provinzen. Und sie ermöglichen eine schnelle Verlegung von Truppen. Auch der Handel profitiert von den „Viae“, die es erlauben, exotische Waren durch das gesamte Reich zu bewegen. Im Gegensatz zu den bis zu ihrem Bau verbreiteten Schotterwegen sind die römischen Straßen eine komplexe Konstruktion, die fast einen Meter in die Tiefe reicht. Das stabile Fundament besteht aus Sand und Kies, womit nicht nur ein fester Untergrund, sondern auch ein zügiger Ablauf des Regenwassers sichergestellt ist.

Karte der Via Augusta (von Verona über Bozen bis Augsburg)

© Die Radreisen-Datenbank / www.fahrradreisen.de

Via Claudia Augusta

Die Via Claudia Augusta wird von Kaiser Drusus um 15  v. Chr. während der Alpenfeldzüge errichtet und von seinem Sohn Claudius um 46/47 n. Chr. ausgebaut. Sie ist die berühmteste Straße in der Provinz Raetien und verbindet auf einer Strecke von 518 Kilometern Augsburg mit Verona. Diese direkte Alpenverbindung fördert den Handel in Raetien und legt den Grundstein für die Augsburger Textilindustrie.

Querschnitt einer Römerstraße

© JD Redding. A Dictionary of Greek and Roman Antiquities / https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Via_Munita.png

Auf Sand gebaut

Der Querschnitt zeigt die verschiedenen Schichten einer Römerstraße.

(A) Gewachsener Boden, Sand ausgeebnet und fest gestampft.
(B) Statumen: faustgroße Steine.
(C) Bruchsteine, Lehm und z.T. opus caementitium.
(D) Nucleus: Kies, Zementstücke, Steinsplitter und Lehm.
(E) Dorsum oder agger viae: die gewölbte Oberfläche (media stratae eminentia) aus behauenen Steinen, Silex oder Basalt, Steinquader je nach Gegend. Die Form der Oberfläche sorgte dafür, dass das Regenwasser ablief und die unteren Schichten trocken blieben.
(F) Crepido, margo oder semita: erhöhter Fußweg auf beiden Seiten der Straße.
(G) Eckstein.